Konflikt-Windräder entwischen Überwachung durch Reederei
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Ein norwegisches Schiff entlädt derzeit chinesische Windkraftanlagen, die für die besetzte Westsahara bestimmt sind, auf den Kanarischen Inseln. Die zuständige Reederei Grieg Maritime sagt, dass ihre Routinen den endgültigen Nutzungsort der Anlagen nicht erkennen ließen.

13. Oktober 2023

Alle Bilder und Videos in diesem Artikel können frei verwendet werden. Klicken Sie auf "Download" für hochauflösende Versionen. Auf einigen der Bilder sieht Holzbote im Vordergrund erkennbar, mit denen afrikanische Geflüchtete auf die Kanarischen Inseln gelangen.

Western Sahara Resource Watch (WSRW) hat Fotos vom 12. Oktober 2023 vom unter norwegischer Kontrolle stehenden Schiff Star Lygra erhalten, das in einer geschlossenen Hafenanlage auf Teneriffa liegt. Die Fotos zeigen, wie riesige Windradmasten und -flügel entladen werden. Nach einem mehrtägigen Transit auf den Kanarischen Inseln werden die Windräder auf einem kleineren Frachtschiff das kürze Stück in die besetzte Westsahara weiter transportiert.

Dort werden die Komponenten von den marokkanischen Behörden für ein Projekt verwendet, das zur Ansiedlung einer großen Zahl von Marokkaner:innen in dem besetzten Gebiet führen wird.

Grieg Maritime und seine Betreibergesellschaft der Star Lygra, G2 Ocean, haben laut Eigenaussage interne Mechanismen, um zu verhindern, dass ihre Schiffe die Westsahara anlaufen. Die Reederei räumt jedoch ein, dass sie in diesem Fall etwas unvorbereitet waren.

"Wir haben Routinen, die sicherstellen, dass unsere Schiffe nicht in die Westsahara fahren", schrieb der Kommunikationsmanager Sveinung Tvedt an das Norwegische Unterstützungskomitee für die Westsahara.

"Dies ist unter anderem in den Charterverträgen festgelegt, die regeln, wie unser kommerzieller Arm, G2 Ocean, die Schiffe einsetzt. Gleichzeitig konnten die Routinen den Weitertransport mit anderen Transportunternehmen nicht gut genug erfassen, und das ist etwas, was wir bereits zu prüfen begonnen haben", schrieb er.

Die Windräder werden von dem chinesischen Windturbinenhersteller Envision Energy hergestellt, der Anfang des Jahres von dem französischen Unternehmen Engie beauftragt wurde.

Engie bezeichnet das Gebiet als marokkanisch und weigert sich, Fragen von WSRW zu diesem Vorhaben zu beantworten. Das Projekt von Engie wird in Zusammenarbeit mit dem marokkanischen Unternehmen Nareva durchgeführt, das dem marokkanischen König Mohammed VI gehört. Es soll Energie für den Betrieb einer Meerwasserentsalzungsanlage erzeugen, mit der wiederum riesige und neue landwirtschaftliche Flächen in den besetzten Gebieten bewässert werden sollen. Eine kürzlich durchgesickerte Umweltanalyse belegt, dass die Projekte eine starke Einwanderung in das Gebiet verursachen werden. Nach den Genfer Konventionen ist es Marokko nicht gestattet, seine eigene Bevölkerung in das von ihm besetzte Gebiet umzusiedeln.

Die Star Lygra ist das letzte Schiff einer Flotte, die die zwölf Windräder von China zu den Kanarischen Inseln transportiert hat. Mehrere der seit September auf dem Archipel eingetroffenen Teile wurden in den letzten Tagen bereits in die Westsahara transportiert.

"Sowohl der Kunde als auch der Bestimmungsort werden geprüft, bevor wir einen Transportauftrag annehmen, und wir haben eine Liste von Zielen, die unsere Schiffe nicht anfahren sollten - die Westsahara ist eines davon. Nach dem endgültigen Bestimmungsort der Ware(n) fragt G2 Ocean jedoch nur gelegentlich. Der Grund dafür ist, dass es sich bei der überwiegenden Mehrheit der von uns beförderten Güter um Rohstoffe oder Halbfertigprodukte handelt, die nach dem Entladen an zahllose Orte weitergeschickt werden. Das Eigentum an der Ladung kann sowohl während des Transports an Bord unserer Schiffe als auch nach dem Entladen wechseln. Infolgedessen kann unser Kunde oft nicht mit Sicherheit sagen, ob und wohin die Ladung transportiert wird", erklärt Tvedt.

"In der Buchungsnotiz, die an G2 Ocean geschickt wurde, steht nichts über die Weiterleitung der Ladung, und auch das Feld für die Weiterleitung in den Schifffrachtbriefen ist leer", erklärt die Reederei.

Grieg Maritime erklärt gegenüber dem norwegischen Unterstützungskomitee für die Westsahara, dass die Star Lygra im Besitz der chinesischen CMBFL ist und als so genanntes Bareboat an Grieg Shipping II (Teil der Grieg Maritime Group) geleast wurde. Grieg Star von GMG leitet das Schiffsmanagement, während G2 Ocean ein kommerzieller Betreiber ist. Das Schiff verließ den Hafen von Taicang in China am 30. August 2023.

Grieg Maritime stellt klar, dass G2 Ocean - das sich teilweise im Besitz von Grieg Maritime befindet - dieselbe Position in Bezug auf die Westsahara vertritt. "In den Charterverträgen ist eindeutig festgelegt, dass unsere Schiffe nicht in die Westsahara fahren dürfen, und dies ist auch Teil der Routinen von G2 Ocean", so die Reederei.

G2 Ocean ist die gemeinsame Betreibergesellschaft von Grieg und Gearbulk. Letztere Reederei war bis etwa 2012/2013 mehrere Jahre lang maßgeblich am Transport von Konfliktmineralien aus der besetzten Westsahara nach Neuseeland beteiligt. Seitdem wurden keine Transporte von Gearbulk mehr gemeldet.

 

 

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